Die niedrige Wahlbeteiligung an den Studiwahlen 2013 an der CAU wirft
die Frage nach den Ursachen auf.
Die Studiwahlen 2013 an der
Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) endeten am 18. Juni. Die
Auszählungen begannen noch am selben Tag. Das erste Ergebnis, das feststand, war
die Höhe der Wahlbeteiligung. Diese fällt mit 18,5% eher niedrig aus.
In diesem Jahr standen die
Zusammensetzung des Studierendenparlaments, der Fachschaftsvertretung, des
Fakultätskonvents und der Akademische Senat zur Wahl. Zudem konnte noch über
die Einführung einer Zivilklausel abgestimmt werden, deren Inhalt es wäre, die
Zusammenarbeit von Forschung und Militär zu untersagen.
Foto: ls |
„Ich kenne mich da nicht aus und
hatte auch keine Zeit mich zu informieren. Mein Motto ist: Wenn du keine Ahnung
von Parteien hast, Klappe halten. Also habe ich nicht gewählt”, sagt Curtis,
Student der Anglistik. Damit steht er nicht allein.
Wahleiterin Lena Denecke hat
schon viele ähnliche Sprüche von Studierenden gehört. „Sie wissen nicht, wen sie
wählen sollen oder sie sagen, sie würden die Personen überhaupt nicht kennen.
Das verstehe ich nicht. Im Studium
informiert man sich doch ständig. Wo ist also das Problem?” Natürlich würden
sie die Studierenden gerne ausführlicher informieren, aber dafür reiche das
Geld nicht. „Traditionell bekommen wir 10.000 Euro zugesprochen, wenn der
Haushalt vom ASTA beschlossen wird. Das ist nicht viel. Dieses Jahr haben wir
sogar nur noch 8.000 Euro bekommen. Allein die Hälfte geht schon für die Briefe drauf.”
Ob es nächstes Jahr anders wird und ob wieder mit einer Kampagne versucht wird,
zur Wahl zu motiviert, kann Lena Denecke nicht sagen. „Das entscheidet dann
nächstes Jahr der Wahlauschuss. Wie der sich zusammensetzt, weiß ich nicht.”
Für das Phänomen der fehlenden
Wähler gibt es viele mögliche Ursachen. Angefangen von Politikverdrossenheit,
über bloßes Desinteresse, bis hin zur Tatsache, dass der Studierende sich nicht
betroffen fühle, da die Themen der Parteien ihm nicht wichtig erscheinen. So
zog die Campus Union beispielsweise mit dem Streit um den Veggie-Day in den
Mensen in den Wahlkampf. Mit dem Slogan ”Für die Wahlfreiheit beim Essen”
versuchten sie Wählerstimmen zu holen. Inwieweit das tatsächlich im
studentischen Alltag relevant ist, kann hinterfragt werden. Der Veggie-Day
findet schließlich nur einmal monatlich in den Mensen statt und schließt die
Cafeterien aus.
Überhaupt glaubten die meisten,
Politik gehöre einer anderen Lebenssphäre an. So hat das Eric,
Philosophiestudent, lange Zeit erlebt. „Dass dieser Glaube falsch ist, habe ich
im Studium begriffen. Alles ist, wie es ist, weil die Politik es so gesetzt
hat. Natürlich wirkt das erst einmal irrelevant, aber letzten Endes ist der
ganze Alltag von Politk durchtränkt.”
Allerdings wird das meistens erst
bemerkt, wenn es um die eigene Geldbörse geht. Im Jahr 2010 gab es eine
einmalig hohe Wahlbeteiligung von 35%. Damals ging es bei der Wahl um viel
höhere Semesterbeiträge im Zusammenhang mit einem teureren Semesterticket. Seit
dem sind ist die Wahlbeteiligung wieder rückläufig. Alexandra Haß vom Wahlamt
sagt, es sei wenigstens gut, dass die Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr kaum gesunken sei. Letztes Jahr stimmten 18,6% der Studierenden ab. An
der Universität in Köln sei es aber nicht viel anders, gibt sie zu bedenken.
Auch dort läge die Wahlbeteiligung so um die 18%.
Man könnte bei diesem Stand auf
den Rückschluss kommen, die Studierenden hätten mit ihrerer Universität keine
Probleme. Wahlos glücklich, sozusagen. Miriam, Studentin der Geschichte,
verneint das jedoch. „Dummheit: Jammern, aber nichts machen wollen. Das grenzt
an Geschichtsvergessenheit”, sagt sie. Miriam hat gewählt. Sie findet es
wichtig. Wenn man sich nicht selbst engagieren könne, weil man so viel arbeiten
müsse, dann könne man wenigstens wählen gehen. Das gehöre nun einmal zur
Demokratie und es verwundere sie, dass an der Universität nicht gewählt wird.
„Ich dachte früher, hier ginge es um denken und reflektieren. Aber
offensichtlich ist das nicht der Fall.”
Engagement von vielen
Studierenden gab es aber trotzdem während der Wahlen. Lena Denecke berichtet,
dass ihre Kampagne „Lasst uns nicht hängen” auf Facebook einen „Shitstorm”
geerntet hätte. Ein Shitstorm bezeichnet ein Phänomen im Internet. Es handelt
sich dabei um eine Welle an Beschimpfungen mehrerer gegen eine Person oder
Einrichtung. „Wir wurden ziemlich kritisiert wegen der Plakate. Warum, habe ich
nicht verstanden. Einige nannten sie pietätlos. Das habe ich so nie empfunden,
sonst hätten wir sie nicht ausgehängt. Eigentlich fanden wir sie sehr lustig.
Damit haben wir nicht gerechnet. Man kann nur hoffen, dass diese Studierenden
wenigstens wählen waren.”
Die geringe Wahlbeteiligung ist
ein Phänomen für das es viele Ursachen gibt. Das dümmste sei aber, wenn man die
ausgefüllten Wahlunterlagen eine Woche lang mit sich herumtrüge und dann
vergesse, sie einzustecken. Ein solcher Fall sei ihr begegnet, sagt Simone
Weigel, Mitglied der JuSo-Hochschulgruppe. „Er kam in die Mensa und fragte mich,
wo er denn hier seinen Brief einwerfen könne. Leider musste ich ihm sagen, er
käme eine Stunde zu spät. Die Wahl war schon vorbei.” (lz)
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