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Freitag, 21. Juni 2013

Wahllos glücklich?



Die niedrige Wahlbeteiligung an den Studiwahlen 2013 an der CAU wirft die Frage nach den Ursachen  auf.
 
Die Studiwahlen 2013 an der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) endeten am 18. Juni. Die Auszählungen begannen noch am selben Tag. Das erste Ergebnis, das feststand, war die Höhe der Wahlbeteiligung. Diese fällt mit 18,5%  eher niedrig aus.
In diesem Jahr standen die Zusammensetzung des Studierendenparlaments, der Fachschaftsvertretung, des Fakultätskonvents und der Akademische Senat zur Wahl. Zudem konnte noch über die Einführung einer Zivilklausel abgestimmt werden, deren Inhalt es wäre, die Zusammenarbeit von Forschung und Militär zu untersagen.
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Im Vorfeld sollten die Wahlunterlagen an alle Studierenden per Post geschickt werden und der Wahlausschuss startete zudem noch eine Wahl-Kampagne, die zu mehr Wahlbeteiligung auffordern sollte. Auf den Plakaten war neben den Worten „Lasst uns nicht hängen” ein Galgenstrick abgebildet. Sowohl das eine als auch das andere verfehlte seine Wirkung. Das lag nicht nur daran, dass die Kampagne viele nicht erreichte, auch die Wahunterlagen kamen bei vielen Studierenden nicht an. Trotzdem hätten betroffene Studierenden wählen können. In den Mensen gab es die Möglichkeit direkt zu wählen, aber scheinbar war das nicht überall bekannt. Die generelle Unwissenheit im Bezug auf die Studiwahlen ist ein Problem, das weit verbreitet ist.
„Ich kenne mich da nicht aus und hatte auch keine Zeit mich zu informieren. Mein Motto ist: Wenn du keine Ahnung von Parteien hast, Klappe halten. Also habe ich nicht gewählt”, sagt Curtis, Student der Anglistik. Damit steht er nicht allein.
Wahleiterin Lena Denecke hat schon viele ähnliche Sprüche von Studierenden gehört. „Sie wissen nicht, wen sie wählen sollen oder sie sagen, sie würden die Personen überhaupt nicht kennen. Das  verstehe ich nicht. Im Studium informiert man sich doch ständig. Wo ist also das Problem?” Natürlich würden sie die Studierenden gerne ausführlicher informieren, aber dafür reiche das Geld nicht. „Traditionell bekommen wir 10.000 Euro zugesprochen, wenn der Haushalt vom ASTA beschlossen wird. Das ist nicht viel. Dieses Jahr haben wir sogar nur noch 8.000 Euro bekommen. Allein die Hälfte geht schon für die Briefe drauf.” Ob es nächstes Jahr anders wird und ob wieder mit einer Kampagne versucht wird, zur Wahl zu motiviert, kann Lena Denecke nicht sagen. „Das entscheidet dann nächstes Jahr der Wahlauschuss. Wie der sich zusammensetzt, weiß ich nicht.”
Für das Phänomen der fehlenden Wähler gibt es viele mögliche Ursachen. Angefangen von Politikverdrossenheit, über bloßes Desinteresse, bis hin zur Tatsache, dass der Studierende sich nicht betroffen fühle, da die Themen der Parteien ihm nicht wichtig erscheinen. So zog die Campus Union beispielsweise mit dem Streit um den Veggie-Day in den Mensen in den Wahlkampf. Mit dem Slogan ”Für die Wahlfreiheit beim Essen” versuchten sie Wählerstimmen zu holen. Inwieweit das tatsächlich im studentischen Alltag relevant ist, kann hinterfragt werden. Der Veggie-Day findet schließlich nur einmal monatlich in den Mensen statt und schließt die Cafeterien aus.
Überhaupt glaubten die meisten, Politik gehöre einer anderen Lebenssphäre an. So hat das Eric, Philosophiestudent, lange Zeit erlebt. „Dass dieser Glaube falsch ist, habe ich im Studium begriffen. Alles ist, wie es ist, weil die Politik es so gesetzt hat. Natürlich wirkt das erst einmal irrelevant, aber letzten Endes ist der ganze Alltag von Politk durchtränkt.”
Allerdings wird das meistens erst bemerkt, wenn es um die eigene Geldbörse geht. Im Jahr 2010 gab es eine einmalig hohe Wahlbeteiligung von 35%. Damals ging es bei der Wahl um viel höhere Semesterbeiträge im Zusammenhang mit einem teureren Semesterticket. Seit dem sind ist die Wahlbeteiligung wieder rückläufig. Alexandra Haß vom Wahlamt sagt, es sei wenigstens gut, dass die Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr  kaum gesunken sei. Letztes Jahr stimmten 18,6% der Studierenden ab. An der Universität in Köln sei es aber nicht viel anders, gibt sie zu bedenken. Auch dort läge die Wahlbeteiligung so um die 18%.
Man könnte bei diesem Stand auf den Rückschluss kommen, die Studierenden hätten mit ihrerer Universität keine Probleme. Wahlos glücklich, sozusagen. Miriam, Studentin der Geschichte, verneint das jedoch. „Dummheit: Jammern, aber nichts machen wollen. Das grenzt an Geschichtsvergessenheit”, sagt sie. Miriam hat gewählt. Sie findet es wichtig. Wenn man sich nicht selbst engagieren könne, weil man so viel arbeiten müsse, dann könne man wenigstens wählen gehen. Das gehöre nun einmal zur Demokratie und es verwundere sie, dass an der Universität nicht gewählt wird. „Ich dachte früher, hier ginge es um denken und reflektieren. Aber offensichtlich ist das nicht der Fall.”
Engagement von vielen Studierenden gab es aber trotzdem während der Wahlen. Lena Denecke berichtet, dass ihre Kampagne „Lasst uns nicht hängen” auf Facebook einen „Shitstorm” geerntet hätte. Ein Shitstorm bezeichnet ein Phänomen im Internet. Es handelt sich dabei um eine Welle an Beschimpfungen mehrerer gegen eine Person oder Einrichtung. „Wir wurden ziemlich kritisiert wegen der Plakate. Warum, habe ich nicht verstanden. Einige nannten sie pietätlos. Das habe ich so nie empfunden, sonst hätten wir sie nicht ausgehängt. Eigentlich fanden wir sie sehr lustig. Damit haben wir nicht gerechnet. Man kann nur hoffen, dass diese Studierenden wenigstens wählen waren.”
Die geringe Wahlbeteiligung ist ein Phänomen für das es viele Ursachen gibt. Das dümmste sei aber, wenn man die ausgefüllten Wahlunterlagen eine Woche lang mit sich herumtrüge und dann vergesse, sie einzustecken. Ein solcher Fall sei ihr begegnet, sagt Simone Weigel, Mitglied der JuSo-Hochschulgruppe. „Er kam in die Mensa und fragte mich, wo er denn hier seinen Brief einwerfen könne. Leider musste ich ihm sagen, er käme eine Stunde zu spät. Die Wahl war schon vorbei.”  (lz)

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