Foto (lz)


Hallo liebe Leser und die, die es werden wollen!

Wir sind das Projekt 'Zeitungsjournalismus CAU 2013' und möchten euch neben einer Printausgabe der 'CAUsaal' mit diesem Newsblog beglücken, informieren und unterhalten.

Was steckt eigentlich hinter 'BIO'? Wann passiert mal etwas beim Sophienhofumbau? Was haben Nestle und Mars gemeinsam?
Antworten, Kommentare und Berichte zu diesen und weiteren Themen findet ihr in unseren Ressorts.

Also: Kommentiert bis euch die Finger bluten und lasst uns lesen, was euch ge- oder missfallen hat!

Liebe Grüße,

euer hart arbeitendes 'CAUsaal'-Team


Samstag, 22. Juni 2013

„Ich wollte früher am liebsten Autor, Regisseur, Bildhauer und Maler zugleich werden.“



Mit aufgestützten Armen spielt Björn Högsdal an seinem Handy herum, neben ihm steht ein Glas Apfelschorle. Als sich die Tür öffnet, hebt er den Kopf. Er lächelt, seine stechend grün- bläulichen Augen schauen erwartungsvoll. Das schwarze Hemd trägt er aufgekrempelt, so dass ein sonnenförmiges Tattoo auf seinem linken Unterarm sichtbar wird. Es ist ein Symbol seiner Lieblingsskating-Firma Mitte der 90er Jahre. Er überlegt schon eine Weile ein Mikrofon darüber tätowieren zu lassen, da es sein jetziges Handwerk zeige. Früher hatte er Piercings – an der Nase und unter der Lippe sieht man noch die verbliebenen Stichkanäle. „Ich  hatte nicht mehr das Bedürfnis, das Besondere durch mein Aussehen hervorzuheben, sondern durch meine Texte.“ Dabei zitiert er Thomas Mann -„Künstler sind schon Abenteurer im Kopf, da können sie wenigstens vernünftig aussehen“ -. Darauf folgt eine kurze Pause, er lehnt sich nach hinten.
 
Björn Högsdal in Aktion
© 2004 - 2013 Högsdal & Kruse GbR
Der Tisch steht mitten im Exlex, es ist sehr geräuschvoll an diesem Mittwochnachmittag, die Musik spielt in einer enormen Lautstärke. Er erzählt von seinen ersten Auftritten im Fernsehen und Rundfunk, schmunzelt über Aufregung und Routine: „Du kannst mich um vier Uhr morgens wecken und ich moderiere dir sofort einen Poetry Slam.“ Er redet schnell und bewegt sich viel. Er fährt sich oft durch sein kurzes Haar, schlägt seine Beine um, zieht sie an, streckt sich wieder, lehnt sich mal entspannt zurück und dann wieder nach vorne. Außerdem stößt er häufig gegen den Tisch, die große Tasse Chai und das Apfelschorlenglas drohen überzuschwappen. Bei bestimmten Aussagen haut er auf den Tisch, als wolle er eben Gesagtes zusätzlich betonen.

Björn hat sich Gemüseburger bestellt, von denen er mit Bedacht die Gurkenscheiben puhlt. Dabei isst er hektisch und schnell. Wenn zwischendurch kurze, aber bewusste Pausen sind, die ihm Zeit zum Essen geben sollen, hat er doch noch was anzumerken. Er braucht nur kleine Stimuli, um auch zu Anekdoten weiterzuführen. Seine leichten Falten, um die Augen und Mundwinkel, kommen kaum mit beim Sprechen, sein eindringlicher Blick ist weiterhin konzentriert. Als er schließlich von seinen Ritualen vor Auftritten berichtet, erzählt er grinsend von dem „albernsten Ritual“ - dem Glücksbringer T-Shirt, das er mal in Österreich gewann und das seinem Träger anschließend bei weiteren Auftritten treu war.

Bereits zu Beginn des Interviews sagte Björn, dass man seine Nervosität an der Redegeschwindigkeit erkennen kann. Tatsächlich ist er während des Gesprächs kaum zu bremsen, die Worte sprudeln aus ihm raus, er hüpft von einer lustigen Anekdote zur nächsten und berichtet ausführlich von seinen Auftritten. Auch seine Bewegungen lassen nicht nach. Er rät auf der Bühne zunächst unsicher und nervös zu wirken, da das beim Publikum gut ankomme.
Er ist ständig dabei seine Auftritte zu verbessern. So hat er z.B. vor einem halben Jahr an einer Sprachtherapie teilgenommen. Selbst in der kreativen Phase der Themenfindung recherchiert er zuvor in überregionalen Zeitungen. „Ich arbeite gezielt: morgens gehe ich auf „Spiegel Online“ , um zu wissen was in der Welt los ist, dann gehe ich auf die „Bild online“, um zu wissen was die Deutschen denken, was in der Welt los ist und zum Schluss lese ich die „Kieler Nachrichten“, um zu wissen, was die Kieler denken, was in der Welt los ist.“ Wenn das nicht reicht, klickt er so lange auf den „zufälliger Artikel“ Button bei „Wikipedia“ bis ihm etwas Interessantes, Skurriles oder einfach Absurdes ins Auge fällt.

Der Bühnenstil von Björn ist familiär bedingt. Der Vater hatte in England und Irland studiert und den schwarzen, britischen Humor nach Deutschland importiert. Deshalb gefalle ihm Norddeutschland auch so gut, obwohl er beim Bodensee aufgewachsen ist. Die Norddeutschen hätten einen ähnlichen Humor und sie verstünden auch provokante Texte. „Ich mag es, wenn ich das Publikum spalten kann, man kann jeden Text machen, wenn man mit der Reaktion umgehen kann.“
Björns größte Leidenschaft ist das Schreiben und Auftreten: „wenn ich eine Woche lang nicht auf der Bühne bin, fehlt mir auch was. Ich hatte viel Glück in den Poetry Slam gekommen zu sein sowie von Kunst und Kultur leben zu können.“

Björn Högsdal, geb. 1975 in Köln, studierte in Kiel Literatur-und Medienwissenschaften. 2002 gründete er die Kulturagentur „assemble ART“. Er schreibt kabarettistische Lyrik und Satire, veranstaltet und organisiert Workshops sowie Poetry Slams im Raum Schleswig-Holstein und Niedersachsen. (ff)




Aller Anfang ist langsam



Es ist der erste Tag der Kieler Woche.  Causaal gibt einen vormittäglichen Lagebericht und begleitet den Start der schönsten Woche des Nordens.

Ein alter Mann sitzt im Schloßgarten auf einem Pferd und blickt mürrisch in die Gegend. Bunte Aufbauten umringen ihn. Die Bronzeplastik von Kaiser Wilhelm I. wirkt in der Szenerie verloren. Überhaupt scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Es ist Kieler Woche und kaum ein Mensch ist zu sehen.
Der Grund dafür ist natürlich die Uhrzeit. Um kurz vor 11 Uhr kann mit großen Besucherzahlen noch nicht gerechnet werden. Das wissen auch die Ständebetreiber im Schloßgarten. Das Puppentheater beispielsweise ist unbesetzt, die Futterbuden werfen erst jetzt den Grill an.  Die Vorbereitungen scheinen träge von statten zu gehen. Noch ist man gemächlich, aber bei bis zu 3 Millionen erwarteten Besuchern ist das auch erlaubt. 

Hektisch wird es vermutlich früh genug.

Der Schloßgarten füllt sich allmählich mit Menschen
Foto: lz
Andernorts ist man schon fertig. Manfred Duske steht schon hinterm Tresen und lächelt freundlich die wenigen Passanten an. Der Mitbesitzer eines besonderen Getränkestandes ist ein hochgewachsener Mensch. In seinem Stand wirkt er aber umso größer. Der kleinste Tresen der Welt bietet den Standbetreibern kaum Platz, um sich zu bewegen. Kaum einen Meter breit ist er. 
„Früher war das noch was Besonderes. Da  hat der NDR eine 5-Minunten-Reportage im Fernsehen gebracht. Aber heute kennt man uns einfach.“ Seit 2007 stehen sie mit ihrer Mini-Bar auf der Kieler Woche. Geboren wurde die Idee bei einer Kneipenrunde. Als Amateur wollten Manfred Duske und ein Freund einen Stand eröffnen. „Aber die Standgebühren sind so hoch. Damit man kein allzu großes Risiko eingeht, haben wir uns etwas ausdenken müssen. Zum Glück hat sich ein Tischler für unsere Idee interessiert. Der macht heute auch noch mit.“ Es hat sich gelohnt. Auch wenn Manfred Duske sich als altes Eisen sieht, bleiben immer noch Passanten stehen und müssen einfach ein Foto machen. Wie er es in dieser Enge aushält, ist ein Wunder. Manfred Duske verrät: „Der Trick ist, Ruhe bewahren.“

Ruhe zu bewahren ist das Gebot der Stunde. Das Wetter will nicht wirklich mitspielen. Bedrohliche Wolken hängen über den Köpfen der Besucher, die langsam eintrudeln. Es ist ungefähr 11:30 Uhr.
Den Wakeboardern am Bootshafen macht das nichts aus. In wilder Entschlossenheit lassen sie sich über das Wasser ziehen und liefern mit spektakulären Sprüngen auch bei Schietwetter eine gute Show. Die Zuschauer sind begeistert und fotografieren wild. Kurz brandet Gelächter auf, als einer der Wakeboarder nach einem Sturz beinahe seine Hose verliert.

Diie Wakeboarder lassen sich mit wilder Entschlossenheit durch das Wasser ziehen.
Foto: lz
Um 12 Uhr auf der Holstenstraße: Endlich geht es los. Die Menschen haben sich aus ihren Wohnungen getraut und schlendern durch die Straße. An schnelles Gehen ist gar nicht mehr zu denken, so voll ist es mittlerweile. Auf dem Rathausmarkt lockt auch dieses Jahr der Internationale Markt die Besucher an. Exotische Gerüche und der Klang fremder Sprachen wehen über den Platz. Ungarn, Finnland, Thailand und andere Länder sind vertreten und bieten Waren und Essen an. Verhungern oder verdursten werden die Menschen definitiv nicht auf der Kieler Woche. Und als kurz vor 13 Uhr ein besonderer Gast sich die Ehre gibt, scheint ein gelungener Auftakt der Kieler Woche gesichert. Es ist die Sonne. Noch ist sie zurückhaltend. Die Kieler Woche hingegen ist endlich komplett angelaufen. (lz)

Umfrage zum Wirtschaftswissen - Die besten Antworten



Wir haben die Studenten der Christian Albrechts Universität zu Kiel zu wirtschaftlichen Grundbegriffen befragt – mit einem durchwachsenen Ergebnis. Nur die Hälfte der Befragten wusste, dass Philipp Rösler aktueller Wirtschaftsminister ist und niemand konnte uns sagen, was ständige Fazilitäten sind. Immerhin sagten die Begriffe Inflation, Kartell und Leitzinsen den Meisten etwas. Hier eine kleine Auswahl der besten Antworten auf unsere Fragen:

Erklären Sie den Begriff der ständigen Fazilitäten:
„Hat was mit anfassen zu tun.“

Was verstehen Sie unter Leitzinsen?
„Die werden von der EZB gedingselt.“

Was ist die Preisniveaustabilität?
„Ich habe Wirtschaft gehasst, übrigens. Das verhindert Inflation, damit wir nicht abrutschen.“

Was ist für Sie wirtschaftlich liberal?
„Kennt ihr schon Windows 8?“

Was für ein Gut ist eine Taxifahrt?
„Natürlich, weil der verdient damit doch Geld.“

Grenzen Sie Bedürfnisse von Bedarf ab:
„Man hat son Bedürfnis nach Essen, das andere ist Bedarf.“

Was sagt ihnen die Bewertung DD?
„Ist eine BH-Größe.“

Wer ist der aktuelle Wirtschaftsminister?
„Nein.“

Erklären Sie den Begriff des Homo Oeconomicus:
„Das ist einer, der sich von den gleichen Dingen ernährt und die gleichen Dinge kaufen muss.“

 (fb)(jh)

Proteste gegen die neue Abseitsregel



Was darf Satire? Alles! (Kurt Tucholsky)

Am Rande des Confed-Cups in Brasilien kam es zu massiven Protesten gegen die neue Abseitsregel des Weltfußballverbandes. Doch FIFA-Boss Blatter bleibt hart.
Die Ankündigung der FIFA, die Abseitsregel zu modifizieren, trieb hunderttausende Menschen in Brasilien auf die Straßen um massiv dagegen zu protestieren. Nun hat  sich Verbands Präsident Joseph Blatter erstmals zu den Ausschreitungen zu Wort gemeldet. Gegenüber dem Sender TV Globo erklärte Blatter, dass er zwar durchaus nachvollziehen könne, dass die Menschen nicht glücklich seien, aber sie sollten den Fußball nicht für ihre Zwecke ausnutzen. Dieses Privileg stehe ausschließlich der FIFA zu. Er will sich unter keinen Umständen von seiner Linie abbringen lassen: "Auch wenn ganz Brasilien auf die Straße geht und Krawall macht: Die geplante Änderung der Abseitsregel bleibt bestehen!" Für ihn ist die ganze Aufregung sowieso nicht nachvollziehbar, denn trotz der Vereinfachung des Regelwerks ist Blatter sich sicher, dass es auch weiterhin für Frauen unmöglich sein wird eine Abseitssituation zu erkennen. Der Unmut des Präsidenten geht sogar soweit, dass er den Brasilianern damit droht, die WM im nächsten Jahr in die Türkei zu verlegen. Im Gegensatz zu den Brasilianern feiern die Türken seit Wochen die Einführung der neuen Abseitsregel euphorisch mit Transparenten und Tränengas.(dd)



Die Hanfplantage von nebenan


„Zuerst dachte ich, das wären Dreharbeiten zu  einer neuen RTL-Show“, sagt Helmuth A. (Name geändert) „Erst als ich kein Filmteam in der Nähe sah, wurde mir klar, wo ich hier gelandet war.“
Im Mai 2013 bezog der Student seine neue Wohnung im Kieler Stadtteil Ravensberg. Dass Prügel-Attacken auf den Hausmeister und die Polizei durch seinen Nachbarn, Michel L. (Name geändert), auf der Tagesordnung stehen würden, wusste er damals noch nicht. Am 14.06. wurde bei Michel L. nun auch noch eine Hanfplantage entdeckt.

Die selbst eingetretene Haustür von Michel L.
Foto: dd
Zuerst sei der Nachbar nur durch laute Musik aufgefallen. Als der Hausmeister irgendwann vor  dessen Tür stand, weil sich die Anwohner beschwert hatten, kam es zur Eskalation: „Er hat den Hausmeister über den ganzen Hof gejagt. Der hat sich dann hinter dem Eingangstor versteckt und die Polizei gerufen“, berichtet A.
Seitdem gebe es jeden Tag irgendeinen Vorfall. Laut Berichten eines Anwohners sei L. selbst der Polizei gegenüber gewalttätig. Als diese wieder einmal vor seiner Wohnung stand, weigerte sich L., die Tür zu öffnen. „Irgendwann kam er dann doch raus und schlug eine Polizistin nieder“. Er sei dann mit Pfefferspray ruhig gestellt worden. Zumindest so ruhig, dass es vier Polizisten gelang, ihn abzuführen. Nach einer Nacht auf der Wache habe er am nächsten Morgen die Glastür des Hauses eingetreten.

Vielleicht habe die Polizei damals schon einen Blick in die Wohnung werfen können, heißt es aus dem näheren Umfeld. Warum die Polizei am 14.06. wieder bei Herrn L. klingelte, weiß niemand. An dem Tag war er für seine Verhältnisse relativ ruhig, sagt Helmuth A., L. habe die Polizisten aus seiner Wohnung heraus so lange beleidigt, bis diese die Tür aufbrachen. „Es gab einen Knall und dann schrie mein Nachbar um Hilfe“. Kurz danach habe ein Polizist per Funk durchgegeben: „Eine Hanfplantage. Die ganze Wohnung steht voll“. Augenzeugen wollen etwa 10 große Hanfpflanzen durch die aufgebrochene Tür hindurch gesehen haben. Die Polizei habe die Pflanzen, allerlei Gerätschaften zur Züchtung des Hanfs, eine Waage, sowie eine Machete mitgenommen. „Die Polizei war etwa zwei Stunden hier und hat seine Wohnung ausgeräumt“, berichtet A. 

Zum Schrecken der Anwohner wurde Michel L. scheinbar nur so lange auf der Wache festgehalten, bis die Polizei mit ihrer Arbeit in dessen Wohnung fertig war. Während die Polizei behauptet, L. haben die Nacht auf der Wache verbracht, soll  er entgegen den Angaben der Polizei seine Wohnung schon kurz nach dem Vorfall wieder betreten haben.  Das ist umso verwunderlicher, weil von L. eine dauerhafte Gefahr auszugehen scheint. „Mich bedrohte er schon mit einer riesigen Machete“, sagt ein Nachbar.
Zu den laufenden Ermittlungen wollte sich die Polizei offiziell nicht äußern. Schon nach der Attacke auf den Hausmeister wurde L. fristlos gekündigt. Am 26.06. um 24 Uhr endet die Räumungsfrist. (jh)