| Lisei bedient noch persönlich Foto: jh |
Lisei, die Besitzerin der Eisdiele Liseis, ist Existenzgründerin. Vor
zwei Jahren hat sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Seitdem hat
sich Liseis herumgesprochen. Die Leute dort seien immer freundlich, an den frischen
Früchten werde nicht gespart, wer wolle, brauche sich erst nach einem ganzen
Probiermarathon durch die verschiedenen Milcheise und Sorbets entscheiden –
falls dann noch etwas in den Magen passt. Und jetzt machen sie im Liseis auch
noch ihre eigene Eiscreme.
Trotzdem scheint nicht einmal das riesige Plastikeis vor dem Laden
aufzufallen. „Immer wieder kommen Leute rein und fragen, ob wir neu hier sind“,
sagt Chefin Lisei.
Die Studentin der Volkswirtschaftslehre ist mit ihrer Existenzgründung
unter ihren Kommilitonen eine Ausnahme. Zwar macht der Studiengang mit
Wachstumsstrategien vertraut, aber die meisten trauen sich einfach nicht.
| Das Angebot des selbstgemachten Eis ist vielfältig Foto: jh |
Der Weg zum eigenen Unternehmen ist kein Spaziergang, aber gut zu
schaffen, findet Lisei. Die theoretischen Grundlagen beherrschte sie durch ihr
Studium so gut, dass sie sich nicht
einmal beraten ließ - auch wenn die Theorie oft schwer zu realisieren war:
„Die Professoren haben für die Beispielrechnungen immer Eisdielen
verwendet“, in der Realität sei aber doch alles anders, gibt Lisei zu. Aber mit
viel Ehrgeiz und Fleiß schaffte sie es. Wenn sie etwas nicht wusste, habe sie
einfach in Büchern nachgelesen. Zudem wusste sie, welche Prioritäten zu setzen
waren: „Ganz wichtig ist natürlich die Location. Ich habe mich wirklich tagelang
an die Straße gestellt und gezählt, wie viele Menschen hier vorbeikommen und
mich dann für diesen Standpunkt entschieden.“ Lange habe sie auch über den
Namen des Eiscafés nachgedacht, bis ihre Steuerberaterin vorschlug, einfach
ihren Vornamen zu verwenden und ein „S“ anzuhängen. Wofür „Liseis“ steht,
wissen aber die wenigsten. „Die meisten denken, ich heiße Lisa“, merkt die
Studentin an.
Doch Fleiß und Kreativität allein reichen oft nicht: Gerade die letzten
Änderungen in der Existenzgründungsförderung durch die Bundesagentur für
Arbeit, werden als Grund dafür angesehen, dass der niedrigste Stand der Gründer
seit 2000 erreicht ist. So wurde der Gründungszuschuss im Dezember 2011 von
einer teilweisen Pflicht- in eine vollständige Ermessensleistung umgewandelt.
Außerdem bleibt jetzt den Gründern weniger Zeit zur Umsetzung ihrer Ideen.
Lisei hatte das Glück, von ihren Eltern gesponsert worden zu sein.
„Darüber bin ich sehr froh“, sagt die 29-jährige, „denn es ist sehr schwer,
Zuschüsse zu erhalten, weil man sehr konkrete und gut ausgearbeitete Entwürfe
vorlegen muss, um eine Chance zu haben“. Glücklich ist sie auch über ihre
Entscheidung vor zwei Jahren. Klar, das Studium litt zumindest in den
Sommermonaten unter der zusätzlichen Belastung, werde aber im nächsten Semester
erfolgreich beendet und „zum ersten Mal bleibt nun auch ein Gewinn für mich
übrig“, freut sich Lisei, die bisher im Winter nebenbei jobben musste.
Dass ihr das Eis wirklich wichtig ist, merkt man, wenn sie davon erzählt.
Aus ihr spricht dann die Genießerin und weniger die Geschäftsfrau. So habe sie
die laktosefreien, veganen Eissorten auch gar nicht für eine bestimmte Klientel
entworfen, sondern einfach weil es ihr so besser schmecke.
In dieser Saison produziert Lisei nun auch noch ihr eigenes Eis. Wieder
las sie zahlreiche Bücher und besuchte
teure Seminare. Zufrieden ist sie immer noch nicht: „Ich habe noch so viele
Ideen, für die ich bislang keine Zeit hatte“. So möchte sie bald selbstgemachte
Eistorten verkaufen und Seminare zur Eisherstellung anbieten – damit jeder zu
Hause sein eigenes Eis produzieren kann.
Der Mann hinter dem Tresen ist Liseis Vater. Stolz holt er eine Portion
gerade fertiggestellten Vanilleeises hervor und lässt die Gäste erwartungsvoll
probieren. (jh)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen