Leipzig
– Das Rektorat der Universität Leipzig hat Anfang Mai die Änderung ihrer
Grundordnung beschlossen. In Zukunft sollen hier nur noch weibliche
Personenbezeichnungen verwendet werden. Das war der Auslöser und plötzlich sind
die Themen Emanzipation, Feminismus und Gleichberechtigung wieder in den Medien
angekommen. Von „Sprach-Opfer im Namen des Feminismus“ (Welt) ist die Rede und
der „Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung in der Wissenschaft“ wird in Frage
gestellt (Süddeutsche).
Einen
konkreten Anlass für diese Änderung der Grundordnung habe es nicht gegeben,
erklärt Georg Teichert, der Gleichberechtigungsbeauftragte der Universität
Leipzig, im Gespräch mit CAUsaal. Er hatte vorgeschlagen, dass beide Formen
erwähnt werden sollten, also Studenten und Studentinnen, Professoren und
Professorinnen. In einer Sitzung des erweiterten Senats habe es dann eine
hitzige Debatte über dieses Thema gegeben, berichtet Teichert. Das sei nicht
mehr lesbar, hieß es in den Diskussionen und statt der männlichen Form werde
nun nach dem Vorschlag eines Professors die weibliche Form der
Personenbezeichnung gewählt. In einer Fußnote wird erläutert, dass diese Form
für Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gilt. In einer Erklärung der
Universität heißt es, dass dies darin begründet sei, dass die Frauen in der
Mehrheit an der Universität Leipzig seien.
Teichert nennt es einen Shitstorm, was dann
über die Universität Leipzig hinein brach. Als Auslöser sieht er einen Artikel auf Spiegel online mit dem Titel: „Sprachreform an der Uni Leipzig: „Guten
Tag, Herr Professorin“.“
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Johannes Jansson / norden.org |
Am
Donnerstag veröffentlichte die Universität dann eine Richtigstellung, in der
die Rektorin Prof. Dr. med. Beate A. Schücking die Änderung noch einmal
erläutert und auf die Auswirkungen hinweist. „Zur
Klarstellung möchte ich sagen, dass diese Neuerung auf den Alltag an der
Universität und auf den universitären Sprachgebrauch keinerlei Auswirkungen
haben wird.“
In der Pressemitteilung des StudentInnenrates
zieht Christiane Hahnsch ein positives Fazit aus der Debatte.
„Die Irritation, die sich anhand der neuen Grundordnung entwickelt hat, bringt
den Vorteil mit sich, dass bestehende Geschlechterungleichstellungen
thematisiert werden.“
Von Geschlechterungleichstellung ist die Stockholmer
Vorschule „Egalia“ weit entfernt. In der 2010 eröffneten Einrichtung wird
gänzlich auf Bezeichnungen verzichtet, die auf das Geschlecht verweisen. Die
Kinder werden nicht mit „Jungen“ oder „Mädchen“ angesprochen, sondern mit
„kompis“, einer geschlechtsneutralen Bezeichnung für „Freund“ im Schwedischen. Die Schule geht noch einen Schritt weiter und führt ein
neues, geschlechtsneutrales Pronomen ein: „hen“, eine Zwischenform von „han“
(er) und „hon“ (sie).
Georg Teichert ist der Meinung, dass ein solcher Schritt
nicht nötig sei. Er, als Mann, fühle sich durch die neue sprachliche Regelung
in Leipzig nicht benachteiligt. Er höre aber schon den Aufschrei der
Sprachexperten, wenn in Deutschland ein neutrales Pronomen eingeführt werden
sollte. (kf)
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