Museen ringen seit Jahren um politische Akzeptanz, Förderung, Gelder und Besucher, vor allem bei der jüngeren Generation. Aber warum wird dieser Art von Kultur in unserer Gesellschaft so wenig Beachtung geschenkt? Oder trügt der Schein? Und was ist ein Museum überhaupt?
„Ein Museum ist eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit
zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft“, so nach der Definition
des ICOM Internationalen Museumsrats.
Heutzutage gibt es zahlreiche Museen, die über die unterschiedlichsten
Themen und Künste informieren und bilden. Im Laufe der Jahre hat sich durch
eine enorme Vielfalt der Begriff und das Verständnis von „Museum“ stark
gewandelt. Aus Musentempeln, die nur
Gelehrten zugänglich waren, wurden allgemeine Bildungsstätten. Aus
fürstlichen oder königlichen Sammlungen von Kunstwerken wurden Bürgermuseen,
die heute für Jedermann zu besichtigen sind. Auch die klassisch bildliche
Vorstellung eines Museums hat sich gewandelt. Es gibt nicht nur noch historische
Museen, mit wertvollen Artefakten aus längst vergangenen Zeiten, mit
verstaubten Gemälden und verwitterten Vasen und Schildern auf denen „Bitte nicht
anfassen“ steht. Mittlerweile setzen viele Museen auf Kunst zum Anfassen und Miterleben.
Doch viele junge Leute haben bei dem Gedanken an ein Museum immer noch ein
altes verstaubtes Gebäude im Hinterkopf.
Bei einer Straßenumfrage zum Thema „ Interesse an Museum“ spiegelten
viele Jugendliche diese veraltete Vorstellung wieder. Der 15-jährige Gregor B. aus
Kiel, geht beispielweise niemals aus
eigenem Antrieb in ein Museum. Seiner Meinung nach sei ein Museumsbesuch viel
zu veraltet und starr und es gäbe andere Hobbys, wie beispielsweise Sport, die
ihn mehr interessieren würden.
Doch warum haben junge Leute so einen negativen Eindruck von Museen? In Deutschland gibt es rund 6.000 Museen
unterschiedlichster Art. Die Vielfalt reicht von den klassischen Kunstmuseen,
über Geschichts- und Historikmuseen bis hin zu Naturwissenschafts- und
Technikmuseen. Also genügend Auswahl, um jeden Geschmack zu treffen.
Anna R., 16 Jahre alt aus Kiel, findet die große Auswahl an Museen gut
und geht besonders gerne in Ausstellungen mit moderner Kunst, die auch einen
gesellschaftlichen Zusammenhang haben. Jedoch beklagt sie, dass die Museen
oftmals unattraktiv gestaltet seien und es keine Angebote für junge Leute gäbe,
wie z.B. entsprechende Führungen. Deshalb wäre das Interesse bei Gleichaltrigen
eher kleiner, da es auch als uncool gelte, bestätigt sie.
Liegt es also wirklich an der Ausarbeitung und Attraktivität von
Ausstellungen? Und wie und vor allem von wem werden Museen eigentlich gefördert
und finanziert? In der Bundesrepublik Deutschland liegt die vorrangige
Kompetenz zur Förderung von Kunst und Kultur bei den einzelnen Ländern. In der
Regel wird diese Verantwortung nochmals auf die Städte, Landkreise und
Gemeinden übertragen. Insgesamt geben die Länder pro Jahr ca. 9,6 Milliarden
Euro für den Erhalt der Museen aus. Das reicht jedoch meist nur für die
laufenden Kosten.
Grundsätzlich müsse die finanzielle Grundausstattung von Museen
verbessert werden, so Anja Schaluschke vom Deutschen Museumsbund e.V. Der
Großteil des Budgets werde für laufende Kosten benötigt, dadurch gebe es nur
einen geringen Spielraum zur Entwicklung spezieller Angebote für Jugendliche
oder experimentelle Austellungen. Es gäbe aber schon viele Initiativen, um
Ausstellungen für Jugendliche interessanter zu gestalten.
Der Deutsche Museumsbund wurde 1917 gegründet und vertritt die Belange
aller Museen. Er setzt sich besonders
für Finanzierung, Förderung und Erhalt
dieser Institutionen ein. Nach Angaben des Deutschen Museumsbundes ist jedoch
trotz der schwierigen Finanzierung und Schaffung neuer Projekte für Jugendliche
kein Rückgang der Besucherzahlen festzustellen. Das Institut für
Museumsforschung meldete für das Jahr 2011
eine Zahl von rund 109 Millionen Besuchen in insgesamt 5.427 Museen.
Trotzdem sei die Zielgruppe von Jugendlichen und Teenager eine
besondere Herausforderung, so Anja Schaluschke . Die Interessen von
Heranwachsenden im Alter von 13-19 Jahren seien nicht gerade auf Kunst und
Museen gerichtet, was man durch gezielte Angebote versuche zu verbessern.
Andere Länder haben sich schon
längst zu diesem Problem Gedanken gemacht. Beispielsweise in Frankreich
existiert der sogenannten „Museumspass“, der es Jugendlichen bis 26 Jahren mit
europäischer Herkunft ermöglicht, gratis jedes Museum jeglicher Art zu
besuchen. Seit 2009 verzeichnen die französischen Museen eine Steigerung der
Besucher von 15 Prozent. Die Initiative wurde vom ehemaligen französischen
Staatpräsidenten Nicolas Sarkozy 2008 ins Leben gerufen. Insgesamt sind die
französischen Museen die beliebtesten weltweit. Im vergangenen Jahr
verzeichneten die Französischen Museen ca. 26 Millionen Besucher, 30 Prozent
davon hatten keinen Eintritt gezahlt. Längst folgen auch andere Länder wie
Österreich und Schweiz dem französischen Paradebeispiel, um Jugendliche für
Kunst und Kultur zu begeistern. Natürlich funktioniert dieses System nur durch
eine gesicherte Finanzierung des Staates, der den Museen eine
Entschädigungssumme für die Gratisbesuche zur Verfügung stellt.
Auch in
Deutschland gäbe es bereits viele Museen, in denen der Eintritt für Jugendliche
gratis sei, so Anja Schaluschke. Jedoch sei dies meist begrenzt bis zum Alter
von 18 Jahren. Einheitliche Lösungen zu finden, ist aufgrund der
unterschiedlichen Trägerschaften der Museen schwierig.
Sarah H., 17 Jahre aus Kiel, sprach sich bei der Umfrage positiv für
einen Museumspass nach französischem Vorbild aus. Ihrer Meinung nach würden Jugendliche
dadurch öfter ins Museum gehen, da sie schon interessiert wären, jedoch der
Eintritt manchmal selbst mit Schülerrabatt zu teuer sei.
Es bleibt
also eine Frage des Geldes und der Finanzierung. Je weniger Interesse die
Politik an Kunst und Kultur zeigt und bereit ist darin zu investieren, desto
weniger Möglichkeiten haben die Museen, zielgerichtete Projekte für
Jugendliche, aber auch für Migranten, Behinderte oder Senioren zu schaffen. (lh)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen