Fünf Studenten der Kieler Christian-Albrechts-Universität haben
ein Projekt zur Vermarktung regional produzierter Lebensmittel gegründet und
bieten diese seit Mai wöchentlich auf dem Campus an.
Im Rahmen des jährlichen universitätseigenen Ideenwettbewerbs
Yooweedoo, bei dem Studenten Projektentwürfe zur nachhaltigen Entwicklung der
Gesellschaft präsentieren können, stellten sich neben weiteren Bewerbern die
Kieler Studenten Davina Spiers, Christian Prien, Melanie Rixen, Johannes
Glöckler und Jonas Paul mit ihrem Projekt KIELtoffeln vor. Der mit € 15.000 dotierte
Wettbewerb soll den Studenten eine leichtere Startphase für ihr Projekt ermöglichen,
um so ihre eigenen, oft sehr kreativen Pläne in die Realität,
beispielsweise in Form eines Unternehmens umsetzen zu können.
Über die eingereichten Vorschläge (in diesem Jahr unter
anderem auch Fahrräder aus Bambus und Komposttoiletten für Festivals) konnten anschließend
alle Studenten der Christian-Albrechts-Universität abstimmen. Mit überzeugender
Mehrheit wurde dieses Mal das Projekt KIELtoffeln gewählt. „Ziel des Projektes ist es,
regionale, saisonale und frische Lebensmittelversorgung wieder mehr ins Zentrum
der Aufmerksamkeit zu rücken und die Wertschätzung für Nahrungsmittel zu
fördern. Ernährung ist in der Flut von billigen und allzeit verfügbaren
Nahrungsmitteln für viele bereits zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Dem
verschwenderischen Umgang und den sozialen und ökologischen Folgen der
industriellen Landwirtschaft rund um den Globus wollen wir faires, bewusstes
Essen aus der Region entgegenstellen“, so Johannes Glöckler.
In Anbetracht des allgemeinen Trends weg von der
Massenproduktion hin zu Bio- und Ökoprodukten wächst bei den Verbrauchern der
Wunsch nach regionaler Produktion der Lebensmittel. Hierbei geht es nicht nur
um die Vermeidung von Umweltbelastungen durch den oft langen Transport, bei dem
die Waren zusätzlich noch gekühlt werden müssen, sondern auch um die Förderung
der regionalen Wirtschaft. Als Reaktion
der Lebensmittelbranche darauf, lassen sich in den Supermärkten immer mehr
Artikel finden, die eine verbrauchernahe Produktion durch Namen wie
beispielsweise „Unser Norden“ oder
„Hofgut“ suggerieren, diese aber oftmals teilweise oder ganz vermissen lassen.
So steht in den Regalen unter anderem Orangensaft, der selbstverständlich weder hier produziert
noch verarbeitet wurde. Lediglich fand im Norden die Rückverdünnung des
Orangensaftkonzentrates statt. Dieses Vorgehen der Lebensmittelindustrie
scheint viele Verbraucher zunehmend zu verunsichern.
Genau hier will KIELtoffeln ansetzen und dem Verbraucher
eine komplett transparente Erzeugerkette der angebotenen Produkte präsentieren
und Regionalität garantieren. „Die Produktpalette ist abhängig von der
jahreszeitlichen Verfügbarkeit in der Region. Im Sommersemester bieten wir
beispielsweise Salat, Brokkoli, Schalotten, Gurken, Kohlrabi und Spargel sowie
Kartoffeln, Eier und Brot an. Im Wintersemester werden verstärkt Produkte wie
Pastinaken, Kürbis aber auch Kohl,
Kartoffeln und Äpfel im Sortiment vorhanden sein. Unsere gesamten Produkte
stammen aus biologischem Anbau, auch Brot und Eier sind ökologischen Ursprungs“,
sagt Glöckler.
Das Angebot von KIELtoffeln Foto: ts |
Aufgrund der
Produktion im direkten Umland von Kiel können sich die Kunden von KIELtoffeln
direkt beim jeweiligen Bauernhof informieren. Ferner soll durch kurze
Transportwege die Umweltbelastung so gering wie möglich gehalten werden. „Die
verschiedenen Bio-Brotsorten stammen vom Passader Backhaus. Kartoffeln, Eier
und Äpfel vom Lindhof, Salat und ein Großteil der Gemüsesorten kommen vom
organischen Gemüsehof Böhnreben aus Felm oder der Demeter-Gärtnerei Sannmann
aus Hamburg. Hinzu kommen weitere Anbieter aus Schleswig-Holstein, dem Raum
Hamburg und teilweise dem nördlichen Niedersachsen“, so Glöckler weiter. Ein
weiterer Pluspunkt liegt für diese Erzeuger in der kurzen Vertriebskette bis
zum Verbraucher. Sowohl die oft preisdiktierenden Großhandelsketten, als auch
die Vermeidung von mitverdienenden Zwischenhändlern lässt mehr Geld in die
Kassen der Landwirte fließen und garantiert dem Kunden zusätzlich größtmögliche
Frische der Produkte. Auch können durch die Nähe zum Erzeuger die Kosten
möglichst niedrig gehalten werden, so dass die angebotenen Produkte von
KIELtoffeln preislich nur unwesentlich über denen im Supermarkt liegen. „Für
fair produzierte Waren gebe ich auch gern etwas mehr aus“, sagt der Student
Ties Heuer, „wobei sich die Investition spätestens geschmacklich auszahlt.“
Das Konzept von KIELtoffeln scheint auch bei anderen
Verbrauchern anzukommen. „Die Resonanz auf unseren wöchentlichen Marktstand ist
durchweg positiv“, berichtet Johannes Glöckler. „Viele Studierende freuen sich
über die Möglichkeit, auf dem Campus frisches und fair produziertes Gemüse
einzukaufen. Auch unser Grundsatz, jederzeit nachvollziehen zu können, woher
die Produkte stammen und wie sie produziert werden, erstaunt die Kunden. Wir
haben einen Ort auf dem Campus geschaffen, an dem sich Studierende, Angestellte
der CAU und Externe treffen können, sich über gesunde Ernährung austauschen,
verweilen und sich Gedanken über eine andere Art und Weise der Ernährung machen“.
Die Zukunft des Projektes wird sich Ende September
entscheiden. „Bezüglich der Wirtschaftlichkeit lässt sich sagen, dass das
Projekt kostendeckend ist, allerdings absehbar ist, dass damit kein großer Gewinn
erzielt werden kann“, führt er an. „Wir sehen uns jedoch von Beginn an als
ehrenamtliches Projekt, dass den sozialen und ökologischen Komponenten der
Nachhaltigkeit mehr Bedeutung zuschreibt als dem wirtschaftlichen Nutzen. Wir
wünschen uns, dass der Marktstand längerfristig erhalten bleibt und freuen uns
über jedes neue Gesicht, das uns unterstützen möchte. Nach dem Ende des
Sommersemesters werden wir die ersten Markttage und die Resonanz evaluieren und
über die Zukunft des KIELtoffeln-Marktstandes entscheiden. Zwei von unserem
Team werden sich für ein Auslandssemester verabschieden, daher suchen wir
bereits adäquaten Ersatz für die beiden Verkaufstalente. Da wir im
Wintersemester die Möglichkeit haben, bei schlechtem Wetter ins Innere der
Mensa auszuweichen, stehen die Chancen aber gut, dass es auch nach den
Semesterferien wieder heißt: EinCAUfen bei den KIELtoffeln!“
Der Verkauf der Lebensmittel findet jeweils dienstags von 10
– 14 h auf dem Universitätsgelände vor oder in der Mensa 1 am Westring, je nach
Wetterlage, statt. Die Fünf von KIELtoffeln heißen Interessierte und Kunden in
diesem Zeitraum herzlich willkommen. (ts)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen