"Wenn die Fahrkarten (-preise) nicht runtergehen, kommt Rio zum Stehen!", ist auf dem Banner zu lesen Foto: Tânia Rêgo/Agência Brasil |
Die überwiegend jungen Demonstranten sind durch den Kampf
der Buspreise politisiert worden und
kämpfen gegen zu hohe Lebenshaltungskosten, Korruption und die
politische Situation. Seit Jahren wird
in Großveranstaltungen investiert, aber
nicht in die Infrastruktur. Die
Olympischen Spiele und die Fußballweltmeisterschaft werden in Brasilien
stattfinden. Es werden Unmengen an Geldern für Stadien ausgegeben, doch die
Mehrheit der Brasilianer würde das Geld eher in Bildung und Gesundheit
investieren, berichtet die Tagesschau im Ersten. Ein weiterer Punkt, der unter
den Demonstranten für Empörung sorgt, ist ein am Dienstag verabschiedeter
Gesetzesentwurf von Marco Feliciano, dem Vorsitzenden des Ausschusses für
Menschrechte und Minderheiten. Unter dem Namen „Cura Gay“ will der radikale Protestant Homosexuellen
eine Therapie zur Heilung ihrer sexuellen Neigung anbieten.
CAUsaal nahm den
Kontakt zu Brasilianern auf und befragte sie nach ihrer Meinung zu den
Protesten. Nicht alle scheinen von den Demonstrationen überzeugt zu sein.
Einige der Befragten sind der Meinung, dass die Demonstranten nicht mehr wissen,
wofür sie nun eigentlich protestieren. Doch das trifft lange nicht auf alle zu,
viele können auf Anhieb sagen, wofür sie auf die Straße gehen. Es geht um
Bestrafung der Korrupten, Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel mit
gerechten Preisen, Verbesserung der Straßen und des Verkehrs und die
Abschaffung der Straßenmauten, Verbesserung des Gesundheitswesens und des
Bildungssystems, bessere Arbeitsbedingungen und einen Mindestlohn,
Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und eine Reduzierung der Gehälter für
Politiker.
Fernanda Soares, eine brasilianische Journalistin berichtet CAUsaal, dass sie diese Demonstrationen schlicht für blödsinnig hält. Das eigentliche Ziel wurde erreicht und nun protestieren viele, ohne genau zu wissen, worum es geht. Jeder versucht seine ureigenen Interessen zu vertreten oder nutzt diesen Massenaufstand für einen Partyanlass. Viele Brasilianer wissen über die Geschichte Brasiliens und ihre Hintergründe nicht genau Bescheid. Man würde seit Jahren in Brasilien gegen die Ungerechtigkeiten im Land kämpfen, es sei kein neues Thema, meint Soares.
Ângela Diniz Perotti, eine Sekretärin aus São José dos Campos, findet dass die Demonstrationen ein wichtiger Schritt für Brasilien sind und freut sich darüber, dass das Volk nach 20 Jahren Stille erwacht sei und wieder gegen die Ungerechtigkeiten im Land kämpft. (cn/ms)
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