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Montag, 17. Juni 2013

Multi - Kulti: Studenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erzählen

Tatjana Garis ist eine immigrierte Studentin. Sie ist 2005 mit ihren Eltern aus Russland ausgesiedelt. Damals war sie 22 Jahre alt. Ein ziemlich fortgeschrittenes Alter und weit über dem Durchschnitt, wenn man bedenkt, dass die meisten in deutlich jüngeren Jahren nach Deutschland kommen oder gar hier geboren werden. Ihre Eltern gehören zu den sogenannten Spätaussiedlern und als diese sich entschlossen hatten nach Deutschland zu ziehen, wollte Tatjana natürlich mit. Bevor die junge Russin nach Deutschland kam, hatte sie eine eher unrealistische Vorstellung von Deutschland: „Ich habe mir Deutschland ohne Regen vorgestellt. Bis jetzt macht mich der dauerhafte Regen nur depressiv. Außerdem dachte ich, dass hier alle Menschen viel Geld haben. Leider stimmt das nicht.“, gibt sie zu. 

Laut einer Studie des Statischen Bundesamtes leben in Deutschland 15 Millionen Menschen mit einem Migrationshintergrund (Stand 2011). Diese machen 19% der deutschen Bevölkerung aus. Dazu zählen Eingebürgerte mit Migrationshintergrund, eingebürgerte Aussiedler und Spätaussiedler, so wie Kinder von Eingebürgerten. Die Zahl der Studierenden in Deutschland lag 2011 bei 2 380 974. Davon sind 11% Studenten mit Migrationshintergrund, wie eine repräsentative Befragung des Deutschen Studentenwerks (DSW) ergab.
Mittlerweile studiert Tatjana Russische Philologie und Empirische Sprachwissenschaften im vierten Semester an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. „Die Uni gefällt mir sehr“, erzählt sie, „es gibt hier so viele Möglichkeiten: man kann zwischen vielen Sprachen wählen, es gibt eine große Auswahl an Literatur in den Bibliotheken und die Angebote an Praktika sind auch sehr umfangreich. Außerdem sind die Dozenten hier viel interessantere Menschen als in Russland, genauso wie die Studenten. Und klüger sind sie auch“, sagt sie lachend. Ihrer Meinung nach ist das Weltbild dort eingeschränkter als in Deutschland. Die Austauschmöglichkeiten zwischen Professoren und Dozenten seien dort nicht in der Form möglich gewesen wie an der CAU. Bei der Frage nach der Integration gesteht die Spätaussiedlerin, dass es nicht so gut läuft wie sie gerne hätte. „Ich habe große Probleme mit der Sprache. Ich habe immer Angst deutsch zu sprechen, da ich so viele Fehler mache und meine Aussprache nicht alle verstehen können.“
Einer der Gründe wird wohl ihr Alter sein. Je vorangeschrittener das Alter, umso schwieriger lässt sich eine Sprache lernen.

Lilit Charchyan ist 2010 mit  19 Jahren aus Armenien nach Deutschland gekommen. Auch Lilit hat sprachliche Probleme: „Natürlich ist es schwierig sich in einer Fremdsprache zu verständigen. Mein Hörverstehen ist gut, nur beim Sprechen treten noch viele Fehler auf, da man keine Zeit hat darüber nachzudenken um sich korrekt zu äußern.“

Dies liegt größtenteils an der Angst von anderen ausgelacht zu werden. Daraus resultieren oftmals große Komplexe, die es einem erschweren sich unter die einheimischen Studierenden zu mischen. Wer keine sprachliche Praxis hat, lernt natürlich wesentlich langsamer, als jemand, der versucht seine Angst abzulegen und so viel deutsch zu sprechen wie möglich. Sie studiert ebenfalls Russische Philologie im vierten Semester und Spanische Philologie im ersten Semester. Ihre Familie gehört zwar zu den Spätaussiedlern aus Armenien, dennoch sind ihre Eltern dort geblieben. Sie ist mit ihrer Schwester hergekommen. „Deutschland hat einfach mehr zu bieten“ sagt sie und ist daher unter anderem wegen des Studiums nach Deutschland gezogen. Um in Deutschland studieren zu können, musste sie erst zwei Jahre eine Universität in Armenien besuchen. Auch ihr gefällt die CAU Kiel, allerdings gefällt ihr nicht, dass der Schwerpunkt ihres Studiums eher auf einer wissenschaftlichen Basis beruht und Sprachkenntnisse im allgemeinen nur an zweiter Stelle stehen. Auch das Studiensystem sei sehr kompliziert. Nicht nur für Erstsemester sondern vor allem auch für Ausländer. Nichtsdestotrotz gefällt ihr Deutschland sehr. „Die Menschen sind nicht so gestresst hier. Das Leben scheint viel einfacher zu sein als in Armenien.“, sagt sie bewundernd. 

Über eins sind sich beide einig: „Deutschland ist ein schönes Land zum Leben.“ Mittlerweile belegt Deutschland international sogar den dritten Platz nach den USA und Großbritannien, wenn es um das Auslandsstudium geht. Einer dieser Kieler Auslandstudenten ist Wajdan Sabir. Er ist 2011 mit 27 Jahren für ein Studium der Statistik und Ökonomie aus Pakistan gekommen. Für Deutschland hat er sich entschieden, weil die deutschen Universitäten in diesem Bereich am besten abgeschnitten haben. „Die CAU gefällt mir sehr gut. Die Lernatmosphäre ist toll und man erhält viel Unterstützung bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen.“, erzählt er. Nach Abschluss seines Studiums möchte der Pakistaner wieder in seine Heimat zurückkehren. Dort wird er dann als Dozent an einer Universität seiner Wahl arbeiten. Natürlich hat auch der Kieler Student  Schwierigkeiten sich in Deutschland zu verständigen. „Aufgrund meines umfangreichen Studiums habe ich leider nicht genug Zeit deutsch intensiv zu lernen“, gibt Wajdan zu. Dennoch klappt die Verständigung und ebenso das Studium auch auf Englisch. „Für mich ist Deutschland ein wahres Wunder in jeder Hinsicht.“ sagt er und genießt die restliche Zeit hier. (tm)

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