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Samstag, 22. Juni 2013

Kieler Menschen - Aus Spaß am Spiel

Joscha ist Musiker aus Kiel. Er spielt Cello und singt dazu. Gerade weil ihm das Spiel vor vielen Menschen besonders viel Spaß macht, ist er am Sonntag den 9. Juni 2013 nach Gaarden gekommen. Dort wurde zum sechsten Mal das "InTakt" gefeiert – ein Straßenmusikfestival. 

Joscha hat sich vorher nicht angemeldet. Er ist einfach gekommen, in der Hoffnung einen guten Platz zu finden, an dem er sein Können präsentieren kann. Jetzt sitzt er auf seinem grünen Hocker am Rande des Vineta-Platzes im Schatten eines gewaltigen Neubaus. Er spielt und singt, während heftige Hip-Hop-Töne herüber schallen und ihn zu übertönen drohen. Trotzdem bleiben Leute bei Joscha stehen. Vereinzelt werfen sie Geld in die blaue Instrumententasche, die vor ihm auf dem Boden liegt. Joscha ist ein kleines
Kuriosum auf dem "InTakt", denn Joscha ist erst 11 Jahre alt.

"Meine Eltern wollten, dass ich ein Instrument lerne. Eigentlich wollte ich Klavier lernen, damit ich irgendwann Orgel spielen kann," erzählt Joscha. Aber seine damalige Klassenlehrerin meinte, dass ein Streichinstrument besser sei. "Damit ich die Töne erfühlen lerne." Vor drei Jahren war das gewesen.. Damals hatte Joscha sich das Instrument von der Schule leihen müssen. Irgendwann wollte er dann ein eigenes Cello haben, da das Spielen ihm so viel Spaß machte. Aber seine Eltern hatten das Geld nicht, weil sie ihm gerade erst das Klavier gekauft hatten, das er sich gewünscht hatte.

Joscha (11) "erfühlt" die Töne des Cellos
Foto: lz

Joscha kam also auf die Idee, sich selbst Geld zu verdienen: Mit Straßenmusik. "Ich war in den Sommerferien jeden Abend auf der Straße und habe gespielt. Von dem Geld habe ich mir dann das Cello gekauft."
Das würde nicht ganz stimmen, wirft seine Mutter ein, die neben Joscha steht. Eigentlich habe er nur auf der Kieler Woche und im Urlaub auf der Straße musiziert. Etwa drei Wochen habe er gebraucht, um das Geld zusammenzukriegen. Ob die Eltern nicht doch noch etwas zum Cello dazugegeben haben, wollen sie nicht veraten.
Joschas Eltern sind immer mit dabei, weil er noch zu jung ist, um ohne Aufsicht zu spielen. "Das wäre ein seltsames Gefühl, ihn allein auf der Straße zu wissen", sagt die Mutter. Die Eltern stehen ein wenig abseits. Manchmal fordern sie Joscha auf sein Geld einzusammeln, wenn er ein Stück beendet hat. Dann steht er immer auf und bedankt sich für den Applaus, bevor er die Notenseiten umblättert. Der gelbe Schnellhefter mit den Noten steht auf einem Notenständer und wird dort provisorisch mit gelben und roten Wäscheklammern gehalten. Das Geld vergisst Joscha meistens.



Joscha in seinem Element
Foto: lz
Musikalische Vorlieben hat er nicht. Was sich mit dem Cello spielen lässt, das spielt er. Aber eine Sache findet er trotzdem besonders spannend: Kanon. Bei einem Kanon geht es eigentlich darum, dass zwei Sänger ein wenig versetzt voneinander dasselbe singen. Da stellt sich die Frage, wie Joscha das meint. Schließlich ist er mit seinem Cello allein. Aber gerade darum geht es. Wenn Joscha spielt, dann ist sein Gesang nicht gleich auf mit seinem Spiel, sondern immer ein wenig hinter her. Das ist viel schwieriger, weil Joscha sich auf beides
gleichzeitig konzentrieren muss. So kann es auch mal passieren, dass Joscha sich im Ton vergreift. Dann klingt das Cello ein wenig schief. Das stellt eigentlich kein Problem dar. "Es gibt aber immer Idioten", sagt
Joschas Mutter. "Da waren wir im Urlaub und Joscha spielte auch auf der Straße. Es kam dann jemand, der richtig gegen ihn gehetzt hat. So was kann ich nicht verstehen." Auch jetzt geht eine ältere Frau auf ihn zu, während er spielt. Sie beugt sich über ihn und sagt, der Gesang sei wirklich toll, aber mit dem Cello müsse er noch mehr üben. Unbeirrt spielt er weiter, als sei es ihm egal. Seine Mutter sagt: "Es macht ihm einfach Spaß. Die Idee mit der Straßenmusik ist ihm ganz allein gekommen."

Heute zahlt sich Joschas Engagement aus. Sven (29) gehört zum Organisationsteam. Eine Band ist ausgefallen und deswegen wird einer der festen Spielorte frei. Für diese hatte man sich im Voraus anmelden können. Sven fragt Joscha, ob er nicht eine Stunde lang dort spielen möchte, bevor die nächste Band kommt. Fragend blickt Joscha seine Mutter an. Kurz überlegt sie und nickt dann. Sven sieht erleichtert
aus. Joscha und seine Eltern packen die Sachen zusammen. Sie ziehen einige Meter die Straße hinunter, wo schon viele Menschen versammelt sind. Als hätte es keine Pause gegeben, fängt Joscha am neuen Standort wieder an zu spielen. Hier ist es viel leiser, so dass Joscha endlich ohne Störung gehört werden kann.  (lz)

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