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© Europäische Union, 1995–2012 |
Die Reisefreiheit in Europa ist volljährig. Seit 18
Jahren können die Einwohner des Schengen
Raumes die Grenzen zwischen den Mitgliedsländern ohne Kontrollen passieren. Was
mit einem Abkommen zwischen Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten
begann, ist heute eines der wichtigsten
Merkmale der Europäischen Union. Mehr als 30 Länder in Europa sind Teil des
Schengen Raumes, innerhalb dessen es keine Grenzkontrollen gibt. Stattdessen
setzen die Staaten auf stärkere Kontrollen der Außengrenzen, ein gemeinsames
Informationssystem, mehr Zusammenarbeit auf polizeilicher und justizieller
Ebene und eine gemeinsame Visa-Regelung.
Das soll sich ändern. Im Herbst nächsten Jahres
sollen die neuen Regelungen in Kraft treten, die es den einzelnen
Mitgliedsstaaten erlauben, wieder Kontrollen an ihren Grenzen einzuführen.
Die aktuellen Regeln erlauben es, bereits
kurzfristig für einen Zeitraum von maximal 60 Tagen die Grenzen zu schließen
und Kontrollen durchzuführen, etwa bei Bedrohungen für die öffentliche
Sicherheit. Deshalb waren Grenzkontrollen während der
Fußball-Europameisterschaft zugelassen.
Die Neuregelung bezieht sich vor allem auf starke
Bedrohungen der Außengrenzen, wozu auch die anhaltenden Flüchtlingsströme aus
Afrika zählen. Sieht die EU hier eine
Bedrohung der inneren Sicherheit, kann sie vorschlagen, dass die Binnengrenzen
wieder kontrolliert werden sollen. In der Praxis könnte das bedeuten, dass die
EU rät, die Grenzen zu Italien oder Frankreich zu schließen, nachdem hier massenhaft Flüchtlinge in überfüllten
Booten gestrandet sind.
EU-Kommissarin Cecilia Malmström befürwortet die Änderung.
In ihrer Stellungnahme vom 12. Juni betont sie, dass kein Mitgliedsland im
Alleingang Grenzkontrollen einführen dürfe. Die Europäische Kommission werde
die Notwendigkeit prüfen und dann über das Vorgehen entscheiden.
Andere Abgeordnete des Europäischen Parlaments sehen
die Gesetzesänderung deutlich kritischer. Die Fraktion der Grünen stimmte gegen
die Neuregelung. Die deutsche Abgeordnete Ska Keller sagt: „Wir Grüne lehnen
die Aufweichung der Schengenregeln entschieden ab. Damit wird eine der größten
Errungenschaften der Europäischen Union, die Reisefreiheit, gefährdet.“ (kf)
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